Interview mit Moritz Preuß

Das Bild zeigt einen Mitarbeiter. Er arbeitet bei dem Unternhemen Wohnungsgenossenschaft UNITAS eG. Er hat an der Berufsakademie studiert.

Studium Service Engineering an der Staatlichen Studienakademie Leipzig

  1. Vielen Dank, Herr Preuß, dass Sie sich die Zeit genommen haben, heute mit uns über den Studiengang Service Engineering an der BA in Leipzig zu sprechen. Können Sie sich uns kurz vorstellen?

    Ich bin Moritz Preuß, Absolvent des Matrikel 2018 im Studiengang Service Engineering in der Vertiefung Gebäudeinstandhaltung. Nach dem Abitur bewarb ich mich direkt bei der Wohnungsgenossenschaft UNITAS eG als dualer Student und wurde im letzten Jahr auch von meinem Praxisunternehmen übernommen. Seitdem arbeite ich im Bereich Technik dort.
     
  2. Wie sind Sie damals auf den Studiengang aufmerksam geworden?

    Auf das duale Studium bin ich durch Freunde aufmerksam gemacht worden. Dass ich „irgendetwas mit Technik“ studieren wollte, war für mich von Anfang an klar. Dass es dann der Studiengang Service Engineering wurde, ging aber doch eher von meinem Praxispartner aus. Mit der Bewerbung bei der UNITAS und der Zusage vom Unternehmen hat sich das dann einfach ergeben.
    Ich habe festgestellt, dass die Wohnungsunternehmen nicht gleich als Partner für technische Studiengänge wahrgenommen werden. Die meisten Abiturienten sehen die Immobilienwirtschaft nur durch die BWL-Brille. Bewerbern ist nicht bewusst, dass Wohnungsgesellschaften /-genossenschaften auch technisch geprägt sind, instandhalten, modernisieren, technisch ausrüsten und eben nicht nur "bewirtschaften". Das sollte zukünftig stärker in den Fokus gerückt werden.
     
  3. Welche, vor allem inhaltlichen Erwartungen hatten Sie, als Sie dann 2018 mit dem Studium Service Engineering begannen?

    Mich interessierten technische Abläufe. Wie funktionieren technische Anlagen? Instandhaltung war für mich damals gar nicht so im Fokus. Da ich aber relativ offen war, war ich neugierig darauf.
    Erst später, während des Studiums, als Instandhaltung, Prozesse der Instandhaltung, Strategien, etc. dominierten und sich wie ein roter Faden durch das Studium zogen, zeigte sich wie komplex dieses Thema ist.
    Es war kein einfaches Studium, ich brauchte eine Zeit um ins Studium hineinzufinden, habe aber nie bereut diesen Studiengang gewählt zu haben.
     
  4. Sie sind jetzt im Bereich Technik bei der UNITAS tätig. Was würden Sie sich rückblickend für künftige Studierende wünschen.

    Ja, seit Oktober 2021 bin ich im Team Technik tätig. Es ist schwierig zu sagen, was ich mir wünschen würde. Da die Auswahl des Studienganges bei mir eher über den Praxispartner lief, habe ich mir das Studium eher aus den Tätigkeitsfeldern des Unternehmens abgeleitet und dann einfach mit dem Studium begonnen. Tätigkeitsorientiert kommunizieren war für mich spannend. Aus dieser Perspektive heraus, ließe es sich wahrscheinlich leichter kommunizieren, was einen Studieninteressenten genau im Studium erwartet.
     
  5. Wie gestaltete sich der Übergang ins Berufsleben bei Ihnen?

    Durch den Verbleib bei meinem Praxispartner hatte ich einen schnellen und unkomplizierten Übergang. Ich kannte alle Unternehmensbereiche und konnte daher gleich Aufgabenbereiche selbständig übernehmen. Gerade die Gebäudeinstandhaltung der letzten Semester war direkter Tätigkeitseinstieg und fand sich im aktuellen Arbeitsumfeld unmittelbar wieder.
    Allerdings war auch bei mir der Verbleib bei der UNITAS nicht von vornherein klar. In meinem Unternehmen erfolgte im 5. Semester die Abstimmung zu beidseitigen Perspektiven und Wünschen. Ich überlegte auch weiter zu studieren. Aber am Anfang des 6. Semesters war klar, dass ich beim Praxispartner bleibe. Das nahm mir gerade im Abschlusssemester die "Last von den Schultern".
     
  6. Wie Sie wissen, wird die Gebäudeinstandhaltung im weiterentwickelten Studiengang "Service Engineering – Immobilien und Anlagen" einen viel größeren Stellenwert einnehmen als zu Ihrer Studienzeit. Die Weiterentwicklung umfasst zusätzliche Lehrgebiete, wie Baukonstruktion/Baustoffkunde, TGA, Immobilienrecht, BIM, Energiemanagement u.a. Wie beurteilen Sie diese Veränderungen?

    Ich finde es sehr positiv, dass die Fokussierung auf Gebäudeinstandhaltung bereits ab dem Studienbeginn vorgenommen wird. Die Ausweitung der Themen und damit die Intensivierung ist sehr sinnvoll. Da Komplexität von Immobilien und deren Instandhaltung so groß ist, war es bisher in der Vertiefung kaum möglich, an allen Themen ins Detail zu gehen, was für meine Praxisphasen jedoch gut gewesen wäre. Die Teilung von Immobilien- und Anlageninstandhaltung ermöglicht eine spezifische Ausrichtung, die die Studierenden bei ihren Praxispartnern besser einsetzen können. Grundlagen der Instandhaltung, wie z. B. Prozesse, Strategien, etc. erfordern diese Trennung nicht.
    Aber insgesamt finde ich die Teilung sehr gut.
     
  7. Welche Argumente hätten Sie für einen Studieninteressenten, um ihn für das Studium Service Engineering zu begeistern?

    Das Studium vermittelt Kenntnisse und Methoden für die Entscheidungsfindung – das Handwerkszeug sozusagen. Aber in der Praxis gibt es freie Entfaltungsmöglichkeiten, Neues auszuprobieren, verschiedene Lösungsansätze anzuwenden und zu testen. Jeden Tag gibt es neue Probleme und Herausforderungen, selbst wenn die Gebäude und Anlagen scheinbar gleich sind. Das macht das Studium spannend und abwechslungsreich und meine Arbeit jetzt auch. Gerade das duale Studium ist eine gute Basis, um Erfahrungen zu sammeln.
    Außerdem wird es nie langweilig. Ich arbeite jetzt in einem tollen Beruf, der bereichernd ist und Spaß macht.
     
  8. Und noch ein Tipp von Ihnen. Was sollte ein Studienbewerber mitbringen?

    Durchhaltevermögen! Vor allem zu Beginn des Studiums.
    Interesse an ständiger Weiterbildung! Es gibt ständig neue Herausforderungen, z.B. Gebäudeenergiegesetz, Nachhaltigkeit, neue Technologien einsetzen, kontrollieren und ggf. korrigieren.
    Das Bewusstsein, dass man später an Herausforderungen arbeiten wird, die es heute noch gar nicht gibt. Lösungen zu finden, an die man heute noch gar nicht denkt.
    Kommunikationsfähigkeit! Keine Angst zu haben, Fragen zu stellen.
    Und später sollte man ein Bewusstsein für Sicherheit und Verantwortung haben, sich dessen bewusst sein, dass sein eigenes Handeln Auswirkungen auf andere hat, vor allem auf Mieter und Nutzer der Immobilien, die die Auswirkungen direkt spüren werden.
     
  9. Würden Sie wieder Service Engineering studieren?

    Ja, uneingeschränkt! Beim PP (Praxispartner), an der BA, in Seminargruppen mit wenigen Studierenden in keinen großen Hörsälen, praxisintegriert.
    Mir gefiel der direkte Kontakt zu den Dozenten, die daher direkt auf die Studierenden und deren Praxis-Einsatz eingehen und flexibel auf aktuelle Fragen reagieren konnten. Es war gut, dass ich mein Studienwissen direkt im Unternehmen anwenden konnte. Je mehr das beibehalten wird, je mehr innovative Ideen werden möglich sein, die aus dem Studium heraus in die Unternehmen gebracht werden und dort eher Anwendung finden können.
    Das gilt für alle großen Themen, die uns weiter beschäftigen werden: Erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit, effektive Umsetzung mittels neuer Technologien aber auch die Entwicklung der Baukosten und damit die Kosten der Instandhaltung von Gebäuden. Den vorhandenen Standard zu erhalten wird auf der einen Hand teuer. Zusätzlich steigen aber auch die Anforderungen an Wohnimmobilien immer weiter.
    Gerade diese Diskussionen, vor allem in Bezug auf Wirtschaftlichkeit, soziale und ökologische Nachhaltigkeit, Wohnanforderungen und Technisierung in Wohnungen können im weiterentwickelten Studiengang stärkere Berücksichtigung finden. Und somit ebenfalls spannende Themen für die Bachelorarbeiten liefern, von denen die Unternehmen dann wieder profitieren können.

    Vielen Dank für dieses Gespräch!

 

Merkzettel